ALFONS PAQUET – Lebensstationen

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BUND RHEINISCHER DICHTER

„Denn die Leiden dieses ganzen Festlandes, das jetzt in 35 einander eifersüchtig bewachender, unerträglich verschuldeter und bis an die Zähne sich bewaffnender Staaten getrennt ist, finden ja in den Erfahrungen des Rheinlandes ihr Abbild. Und das Rheinland, das aus einer inneren Gebundenheit herausstrebt, ist ein Abbild unseres ganzen reich bevölkerten, von Tradition durchflochtenen Festlandes, das neue Ziele, ein Wunschbild seiner Zukunft braucht, um zu zeigen, wie jünglingshaft sein wirkliches Wesen ist. Wir nennen uns Rheinischer Dichterbund und tragen dabei das Wort rheinisch noch heute wie eine verwaschene Schleife, der etwas Lächerliches anhaftet. Aber wir wollen das Wort rheinisch mit einem neuen Inhalt füllen! Der Beitrag, den die Dichter zur Gestaltung des Rheinstromes, zur Form eines neuen Rheinlandes geben können, ist das Selbstbewußtsein, das sie wecken und die geistigen Bewegungen, der auch die Zweifelnden und Zögernden einmal folgen müssen."
(Der Dichter und die Gestaltung des Reinstromes, Rede in Koblenz auf der Tagung des Rheinischen Dichterbundes 1927)

Mit der Gründung des Bundes rheinischer Dichter verband sich für Paquet ab Mitte der zwanziger Jahre ein erneuter Versuch, den Rheinvisionen, die er in der Nachkriegszeit entworfen hatte, eine öffentliche Plattform zu verschaffen. Er wollte dem Rheinland und damit dem Westen Deutschlands eine europäische Stimme geben als einem kulturellen und politischen Gegengewicht zum östlichen Deutschland jenseits der Elblinie. Diese galt ihm als „einzige wirkliche Binnengrenze“ Europas. „Für den Ausländer ist der Deutsche des Westens durch den östlichen Deutschen wie mit einer unsichtbaren Hypothek belastet. Oder auch um gekehrt. Wir spüren in der nationalen Seele immer wieder diese Spannungen zwischen Ost und West." Auf der Frankfurter Tagung des Bundes 1928 sprach Paquet davon, daß die europäische Einheit nur Wirklichkeit werden könne, „durch ein neues Selbstbewußtsein der großen Landschaften, unter denen die des Rheines eine der wichtigsten ist. Und es sind nicht so sehr die Politiker, als die Dichter, die das noch Unverwirklichte erkennen und ein Gefühl für das Zukünftige zu wecken wissen." Ziel des Dichterbundes war es dabei auch, das zum Kitsch verflachte Bild der Rheinromantik hinter sich zu lassen, um sich der Realität einer modernen und industrialisierten Stromlandschaft zu öffnen, durch die der Rhein als „Arbeitsmotor“ floß.

Der Bund, den Paquet von seiner Gründung bis zur Auflösung 1933 vorstand, wurde vor allem durch seine großen repräsentativen Tagungen manifestiert, die von einer Reihe kleinerer Arbeits- und Zwischentagungen begleitet wurden. Auf den großen Treffen, 1926 und 1927 in Koblenz, 1928 in Frankfurt, 1930 in Duisburg, 1931 in Freiburg und 1932 in Trier hielt Paquet jeweils programmatische Reden, die sich alle um die eine Achse, den Rhein, drehten, und in denen er seine große europäisch-rheinische Vision ausgestaltete.

 

Foto Alfons Paquet, René Schickele, O.E. Sutter, Beatrice Sutter-Cottlar, vermutlich 1931

Alfons Paquet, René Schickele,
O.E. Sutter und Beatrice Sutter-Cottlar, vermutlich 1931 bei einem Vorbereitungstreffen für die Dichterbundstagung in Freiburg

 

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